Sonntag, 4. Januar 2015

LUNA-26 - Wie alles begann

                                                              LUNA-26   

Die Eckernförder Fischer
 
kannten Hans-Jürgen bereits Anfang der 1950er Jahre schon recht gut
Da gab's im Hafen noch so einige und richtige grosse Kutter. 
Die Fisch-Räuchereien der Stadt erkannte man an den Schornsteinen; die Betriebszeiten  konnten wir mit der Nase feststellen, fiel auch nicht sehr schwer.
Und was es nicht alles so Interessantes auf diesen Schiffen gab....!

So richtig erforschen liessen sich diese natürlich erst, wenn die Eigner sich zuhause von ihrer anstrengenden Arbeit erholten...! 
( Braun-Hogenberg, ca. 1588 )
Eckernförde, ein paar Jahre vor Hans-Jürgens 'LUNA'...
Dann war da noch eine 'echte' Werft, die Siegfried-Werft. Das roch sooo gut nach Teer und Holz und Farben und Öl und Hanfseilen- und nach exotischer Ferne und Abenteuer.
Ein kleines Arbeitsboot, selbstverständlich aus Holz- was auch sonst- lag am Wochenende, arbeitslos, am Steg. Den Riemen zum Wriggen liess man im Boot, Montags ging es ja weiter.

Das Bild war so einladend, dass mit diesem Boot so einige Kinder das Wriggen und Verhalten auf dem und auch in dem Wasser, lernten. Endlich einmal Kapitän sein !
Schnurz, ob hin und wieder Qualle oder Ölfilm einen umschwärmte.
Spätestens dann konnten wir schwimmen, meist in die Richtung, in der keine keifenden Erwachsenen zu sehen oder zu hören waren.
Die ganzen Jahre habe ich mich gefragt, wer wohl das Boot immer wieder eingefangen hat.

Lernten eben aber auch, wie es sich noch tagelang anfühlte, wenn man am langgezogenen Ohr zum Elternhaus gebracht wurde. 
Weiteres wird nicht verraten hier !    
Ja, man kannte sich damals. Leugnen oder einen falschen Namen angeben? Galt nicht !
Und ja, wir lernten 'objektbezogen'. 
Und Praktiker sind wir -unter Anderem- auch geworden !


Hafen von Eckernförde, Mai-2009, -in Ermangelung eines Bildes aus den frühen 1950er Jahren. Wer konnte sich in dieser Zeit etwa einen Rollfilm leisten? Es gab wahrhaftig ganz andere Probleme... (Bild: k.s.)

Es mag u.a. dieser Umgebung, gleich vor der Haustür, geschuldet sein, dass
Hans-Jürgen später hier mit einem Schlauchboot los- und ablegte.
Wenn ich mich nicht täusche, waren es drei italienische PS, welche das Boot , und ihn, antrieben.
Anfang der 1960er Jahre wurde es dann richtig ernst. Ein Holzbausatz für ein offenes Boot wurde erworben und tatsächlich, daraus wurde wirklich ein Boot. Ich erinnere mich noch gut an den merkwürdigen Leim, wasserfest natürlich.
Sogar ein Bild von diesem Boot war auffindbar:

Das erste Holzboot Anfang der 1960er Jahre. (Foto: Hans-Juergen S.)

Ich erinnere mich auch gut an den 'Auto-Schrottplatz' am Windebyer Weg.

Hier wurde das Lenkrad, die Frontscheibe und beide Lampen gefunden. 
Der Kpt.-Sitz ebenfalls.

Der Organspender war ein Lloyd oder ein Glas, oder Goggo ?



Mit der Zeit gab es dann verschiedene Bootstypen, meist schnelle mit Aussenborder.

Umbauten und Basteln und Reparaturen waren immer eine eigene Jahreszeit.



Na gut, dann wollen wir, Hans-Jürgen & Klaus, uns hier einmal vorstellen: 
das Bild ist 1949 oder 1950 am 'Exer-Strand' in Eckernförde, auch als 'Akke-Nulle Strand' bekannt, entstanden, danke liebe Eltern.
Wie gut das historische Boot im Hintergrund doch zum Thema passt.



Die LUNA-26 hatte Hans-Jürgen 
dann vor etwa 25 Jahren erworben.

Der Name des Bootes ist 'Albatros'. 

Nach einer rel. grossen Reparatur im und am Vorschiff sowie den Einbauten, 
- das Boot war dem Vorbesitzer auf der Pier aus der Kranschlaufe gerutscht...- , 
der Komplettüberholung des Faryman V-Motors mit 26 PS, 
neuer Elektrifizierung usw usw, war das Schiff jedes Jahr im Wasser rund um die Eckernförder Bucht. 
Es machte so um die 6 bis 6,5 kn bei etwa 80% Motorleistung und nahm dabei ca 3 liter Diesel /h.
Das war ein gewaltiger, monetärer, Unterschied zu den früheren bis zu 150.PS Aussenbordern an seinen anderen Booten, Flitzern- wie er zu sagen pflegt.
An den Spritverbrauch dieser Motoren wollen wir uns hier besser nicht erinnern. 
Auch besser nicht an die Schläge ins Genick, wenn die Schute von Wellenkamm zu Wellenkamm sprang....., bis nach Dänemark. Naja, da gab's noch "zollfrei"!

Dafür springt der Faryman nach dem Winter und auch sonst auf Schlag an, kaum eine Abgaswolke zu sehen. Ventileinstellungen sind kaum nötig und auf Zweikreis wurde er auch umgebaut.
Natürlich ist so ein 'Baumaschinenmotor' nicht geräuschlos, obwohl ein Langsamläufer.

Die LUNA-26 ist ein Motorsegler. Ein Alleskönner quasi. Nur eben nicht der beste Segler und auch nicht der beste Motorflitzer, ein Kompromiss also.
Die Bauwerft war "Quorning" in Fredericia, Dänemark.

Segeln wollte Hans-Jürgen sowieso NIE. Zumindest nicht mit der "komplizierten" Technik der Bermuda-Rigg. Und die "Herzlichkeit" zwischen Motorbootfahrern & Seglern kennt man rund um die Welt. 
Eigentlich lustig, haben die Segler doch auch meist einen Motor irgendwo versteckt !

Vor Jahren schon hatte er über die Dschunken-Technik in Fachmagazinen gelesen.  
Diese Infos waren dann lange eingemottet, da sich andere Wichtigkeiten in den Vordergrund geschoben hatten.

Ende 2012 kam die Idee wieder ans Tageslicht. Nach einiger Recherche fanden wir dann auch "unseren" Dschunkenfachmann, in Greifswald.

Zuerst jedoch hier einige Bilder von der LUNA-26 im Schuppen, 2013 & 2014.




Die Schlingerleisten hatte H.-Jürgen später angebaut. Er wollte schliesslich mit einem "Boot" und nicht mit einem "Rolleimer" fahren, wie er sagte. Vielleicht helfen die später etwas beim Segeln ? Der Luna-Kiel alleine ist nicht sehr hilfreich. Man wird sehen!



Wir fanden also Sebastian Hentschel, den Betreiber der "Tuchwerkstatt" , 
( hier der Link: www.tuchwerkstatt.de ) in Greifswald, im Bereich des Museumhafens,
und besuchten ihn im Frühjahr 2013, liessen uns seine Dschunke "Peregrine", dann noch abgetakelt, zeigen und sahen den Berg von "Segellatten, Baum und Rah usw" auf dem Nachbarschiff, einem historischen, liegen. Was für eine Masse Zeugs !



Hier lässt sich schön sehen, dass der Mast keinerlei Abspannung hat, will sagen, keine Stagen und Wanten, richtig so ?
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Es muss betont werden, dass weder Hans-Jürgen noch ich das Segler-Fachvokabular beherrschen. Wir bitten insofern um entsprechende Nachsicht, bzw. einen freundlichen Kommentar dazu. Wir fangen ja gerade erst an.

Ich hatte mich bereit erklärt, in Sachen techn. Umsetzung und Anfertigung, soweit möglich,
Unterstützung zu geben. 

Hans-Jürgen ist durch seine "Boots-Jahrzehnte", Um- und Einbauten eingeschlossen, bestens gerüstet und für excellente Holz- und GFK-Arbeiten immer zu haben.
Die Luna-26 Haut ist eine Sandwichbauweise mit Balsa-Stirnholz dazwischen.
Genauer: 2 x 5mm Voll-Laminat mit 10mm starkem Balsakern.

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Nun gut, das Angebot von Sebastian konnten wir akzeptieren.

Folgendes liegt uns also vor im Winter 2014 / 2015:
  
   Dschunkensegel mit 37qm, Profilierte Paneele, Dacron-Segeltuch 260g/qm, giftgrün,
   
   Aluminium Mast, angefertigt aus AL.6063, 202mm bis 90mm konisch zulaufend, 
   die unteren 300cm sind zylindrisch 202mm Drm, eloxiert, Länge: 10,1m, 
   Gewicht; 67kg, Wandstärke unten: ca.5mm, Wandstärke oben: 6,2mm, 
   Schwerpunkt liegt interessanterweise etwa mittig,

   Mast-Top aus Alu geschweisst,Gew: 632,4gr ;-)  Decksdurchführung aus VA,

   Segel-Latten, 4 Stück, Länge 5,86m, Alurohraussendrm: 50mm, Wandstärke: 2mm, a'4kg,

   Rah, Alu geschweisst, Länge: 5,86m , Rohraussendrm: 70mm, Wandstärke: 3mm, 
   Gewicht: 13 kg,

   Baum, Länge: 6,02m, Alu-Rohraussendrm: 50mm, Wandstärke: 2mm,Gewicht: ca.4kg,


Der Mast mit Latten, Baum und Rah kam per Seefracht via Kappeln nach Eckernförde, ein kleines Abenteuer für sich:


Der liebe Fritz half mir beim Transport vom Schiff in die Halle. Danke dafür !
Der freundliche Werner lieh uns seinen Trailer,
auch hier ganz herzlichen Dank !


Somit hatten wir das Alumaterial quasi schon mit dem Boot verlobt, die Heirat soll dann im Sommer 2015 stattfinden ! 
Nach der folgenden Skizze hier gleich zwei Bilder von dem gemeinsamen, aber noch getrennten Lager.  Ein anständiges Boot eben.

Die Skizze der Dschunken-LUNA-26  kam dann als Anhang per email, hier ist sie:
































Dies ist nur eine schematische Vorstellung. 

Kleine Änderungen wird es hier und da noch geben. 

Eine sehr angenehme
Kommunikation in Richtung Greifswald gab der ganzen Sache auch noch etwas Farbe.

Apropos Farbe:
Hans-Jürgen wollte partout das Segeltuch in "Gift-Grün".

      " Sso mokt wi dat, 
          nich anners ! "
Die Abmaße des Alu-Mastes 'erschlugen' uns anfangs.

Wir hatten uns bereits Gedanken über den Mastfuss gemacht. Es sollte eine VA Konstruktion mit einer Kunststoffbuxe werden.

Ach ja- diese Konstruktion musste ja auch noch irgendwo festgeschraubt werden !

Hans-Jürgen sorgte also für eine 3-Schicht-Hartholzkonstruktion, 
welche der Kiel-/Bilgeform angepasst war. 
(Zwischen den Schichten blieb etwa 3mm "Luft", sodass hier später das eingebrachte Harz zu inniger Einheit mit dem Holz und Umgebung kam.)
In diese setzten wir M.16 und M.12 Bolzen mit der Festigkeit 8.8 und weiss verzinkt. Klingt sehr einfach, war jedoch ein ziemlicher Aufwand.

Immerhin soll der Mastfuss um 1000kg Druck max. nach vorn z.B.-, sicher aufnehmen und auch in den Rumpf ein- und überleiten können.
 
Die mittlere Bohrung nahm später einen 8.8er M.16 Gewindestift auf, welcher
in einem Ms-Dübel im Kielbereich eingebracht wurde. Hier unten gab es eine Füllung mit einer Mischung aus Epoxy mit Quarzsand. Unser 'echter' Anker, kann man sagen.
Das Holzteil, der Träger der noch kommenden VA-Platte mit Mastfuss, wurde dann satt und unter leichtem Vakuum einlaminiert und mit Epoxy 'eingegossen'. Geachtet wurde auf sehr gute und weitläufige Verbindung per Glasmatten zu den Bordwänden.  
 
Inzwischen hatte Sebastian auf einer seiner Rundreisen das Segel - im tollen Sack aus Segeltuch-  mit Kleinzubehör bei uns vorbeigebracht und sich bei der Gelegenheit das Boot angesehen.


Soweit wir sehen konnten, standen ihm keine Haare zu Berge. 
Insofern sind wir noch Guten Mutes!


5 Kommentare:

  1. Hallo Klaus und Co,
    Super schöner Blog,ich wusste ja schon das du ein spitzen Techniker und Mechaniker bist aber dir steht ja noch eine Karriere als Schriftsteller offen.......
    Gruß Andrea und Volker

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    1. Moin Andrea & Volker, danke für die Blumen.
      Wie wär's später mal mit 'ner Seereise ? Wir schnacken noch !
      Gruss, auch an UTE, Klaus.

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  2. Hallo Klaus und Freunde ,
    erstmal vielen Dank für die vielen Infos , Bilder und Skizzen !!!
    Ich baue selber gerade ein Segelboot um da sind die Infos sehr hilfreich.
    Mein Problem ist das ich keine Firma finde die mir einen passenden Mast liefern kann.
    Habt Ihr eine Adresse wo man Runde Alumasten kaufen kann?
    Ich würde mich sehr freuen wenn Ihr mir da weiter helfen könntet.
    viele Grüße Ronald

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    1. Moin Ronald, wir freuen uns sehr über den neuen 'Junkisten'. Die Mast-Findung seinerzeit zeigte sich recht haarig. Wir dachten sogar bereits an einen Holzmast. Sebastian Hentschel von der Tuchwerkstatt hatte dann den richtigen Riecher. Er kennt den Hersteller also. Wende Dich bitte vertrauensvoll an ihn. ( www.tuchwerkstatt.de). Wenn von Dir gewünscht, gibt er auch meine email bekannt. Ich werde ihn darum bitten. Wir sind sehr gespannt auf Dein Projekt. Beste Grüsse & Gutes Gelingen- Klaus.

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    2. Hallo Klaus ,
      vielen Dank für die schnelle Antwort und für den Tip mit der Tuchwerkstatt.
      Werde mal sehen was da möglich ist.
      Einen schönen Sonntag noch und viele Grüße Ronald

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